Dienstag, 30. Jänner 2007

Zadie Smith über das Scheitern von AutorInnen

"Ist Schreiben Ausdruck der eigenen Persönlichkeit oder Flucht vor dem Ich?"
fragt die britische Schriftstellerin Zadie Smith in einem Essay, der (als Übersetzung) in der faz.de erschienen ist. Und beobachtet den fiktiven Autor Clive dabei, wie er nach perfekter Vorbereitung auf das Schreiben eines vollendeten Romans
"im Übergang vom Traum zur Realität die Aura des Perfekten abgelegt hat".
Schließlich ist dies...

"...ein Beruf, der mehr ist als Handwerk."
Schön. :-)
"Was braucht man also, um gut zu schreiben?"
Sie stellt fest:

"Auch Schriftsteller lernen durch Fühlen, und die Romane, an denen uns liegt, trainieren unsere Sensibilität: Sie bilden jene Teile von uns aus, die fühlen und empfinden."

Montag, 29. Jänner 2007

Schreibworkshops - und wie man sie auch sehen kann

"Wer schreiben will, kann es meist auch und verarbeitet dabei Persönliches",

behauptet ein Schreiber (unbekannten Namens) auf
http://fm4.orf.at.
Er führt das so aus:

ein wesentliches Merkmal eines guten kreativen, satirischen, surrealen oder what ever Textes ist, dass Regeln gebrochen, bekannte Muster ignoriert oder verändert und bereits da gewesene Ideen vergessen oder zumindest in einen neuen Zusammenhang gestellt werden.

Nun mag jede / jeder zu ihrem / seinen eigenen Schreiben und zu Schreibworkshops stehen, wie sie / er will.

Fakt ist jedoch, dass man Regeln nur dann absichtlich und mit Plan brechen kann, wenn.... ja, wenn man sie kennt!

Feedback-resistente Schreibende jedenfalls werden auch nach dem Kursbesuch nicht wissen, warum ihre Texte - häufig en masse produziert! - nicht oder nicht in der Weise beim Publikum ankommen, wie sie gedacht haben.
Und dann wundern sie sich noch darüber...

Deshalb: Ein Besuch, zB. in meiner Literaturgruppe "Mit allen Sinnen", gibt professionelle und vertrauliche Rückmeldungen darüber, wie ein Text auf andere Leute wirkt. Und dann kann der Autor bzw. die Autorin sehen: Ist das so wie ich gedacht habe? Entspricht die Wirkung meiner Intention?

Natürlich ist jedes Schreiben zuallererst für mich selbst - aber dann doch auch für andere. Und da hat es keinen Sinn, auf die potentiellen LeserInnen mit der Wortkeule einzudreschen, dass sie diesen hingebungsvollen Text jetzt endlich zu verstehen haben...!

Freitag, 26. Jänner 2007

Texte & Tee auf Reisen / 2

Die Frau Kollegin von sepiaport hat über mich gebloggt: Gestresst in Budapest - oder doch nicht?

Grund genug jedenfalls, Teil 2 meiner Tee-Erlebnisse im mittelosteuropäischen Nachbarland Tschechien zu berichten. Damit sich auch die Tschechien-Reisenden gut entspannen können!

Texte & Tee auf Reisen, Folge 2:
Tee-Reise-Geschichten

Vorausgeschickt: In Prag gibt es einige nette Teehäuser!

Ein sehr nettes befindet sich in der eher unscheinbaren Ruzova-Straße in der Nähe des Wenzelsplatzes. Man kann auf Straßen-Höhe sitzen und Tee trinken, aber auch im Untergeschoß, praktisch im Keller - dort gibt es fein dekorierte Räumlichkeiten. Beispielsweise dienen dort Teeboxen als kleine Tische. Die Atmosphäre ist entspannt, es gibt vor allem eine große Auswahl an grünen Tees und Kräutertees, aber auch schwarze Tees. Auffallend ist auch das besonders hübsche, asiatische Geschirr samt kleiner Schalen!

Ein anderer Tearoom, den ich allerdings nicht besucht habe, ist im Hinterhof direkt am Wenzelsplatz zu finden.

Donnerstag, 25. Jänner 2007

Was ist Öffentlichkeitsarbeit?

Warum,

wird auf http://news.prva.at gefragt,

ist es der PR-Branche in mehr als 30 Jahren nicht gelungen, den Menschen klar zu machen, was Öffentlichkeitsarbeit ist?

Weil, so meine ich, Teile der Branche tagtäglich vorleben, was PR NICHT sein sollen. Plumpe (oder raffinierte) Schleichwerbung, naive Selbstbeweihräucherungstexte, Nachfassanrufe bei Journalisten fünf Minuten vor Redaktionsschluss. Das alles anstelle langfristiger, strategischer Kommunikation, offenem, ehrlichem Dialog mit Gruppen der Gesellschaft, Service orientierter Journalistenbetreuung.




Mittwoch, 24. Jänner 2007

Literatur-Nobelpreise seit 1901

Alle Nobel-Preisträger und -Preisträgerinnen in der Literatur listet das Nobel-Preis-Kommittee auf: http://nobelprize.org/nobel_prizes/literature/laureates/
Gezählte neun Autorinnen sind in den über 100 Jahren zu finden... der Rest sind Männer.

zu sich selbst schreiben

"am ende kennst du dich selber und das ist toll", schreibt Luisa Francia in ihrem Web-Tagebuch http://www.salamandra.de .
Das brachte mich auf den Gedanken, wie sehr wir doch im Schreiben in Versuchung sind, auf andere Rücksicht zu nehmen. "Das will doch niemand lesen/hören", heißt es schnell.
Na und? Vielleicht ja doch? Sei also radikal! In deinen Worten. Manchmal mag's weh tun - aber am meisten dir selbst, wenn du nicht schreibst, wonach dir ist.

Montag, 22. Jänner 2007

warum schreibe ich?

warum schreiben autorinnen & autoren?
warum schreibe ich? und was hat das mit euch zu tun?

ich schreibe, weil ich schreiben will.
ich schreibe, weil ich schreiben kann.
ich schreibe, weil ich euch etwas erzählen möchte.
ich schreibe, um nachzudenken.
ich schreibe, um zu erfinden.
ich schreibe, um zu gestalten.
ich schreibe, um zu lösen.
ich schreibe, um zu schreiben.

ich schreibe.

Mittwoch, 10. Jänner 2007

Blogs als Chance für Vielfalt?

Sind Blogs eine Chance für mehr journalistische Darstellungsformen und kreatives Schreiben? fragt das Media-Blog am 5. Jänner 07. Oder entsteht doch nur noch mehr Monokultur des Schreibens?!

tee bereitstellen! arbeit beenden. :-)

schön isses geworden...

... heute ist "arbeits/los" im druck bei mir angekommen - mit dem wunderbaren cover von katrin pfleger (www.pflegergrafik.at)...

also:
tee bereitstellen!
zb. schwarzen tee mit rosenblättern... ein gedicht wie aus 1001 nacht.

dazu buch bestellen:
http://www.lulu.com/content/590723

nicht vergessen: pro verkauftem exemplar erhalten 1 euro die frauenhäuser österreich. helft mit, dass die spende gross wird!

schmökern!

viel spass. :-)))

Samstag, 6. Jänner 2007

Berlin, Alexanderplatz

Einst war er titelgebend für den Roman von Alfred Döblin: Der Alexanderplatz in Berlin. Der Roman erschien erstmals 1929 als Fortsetzungsroman in der Frankfurter Zeitung; dann bei S. Fischer als Buch.

Der Alexanderplatz wurde im 2. Weltkrieg fast vollständig zerstört. Bei der Neuerbauung des Ost-Berliner Zentrums 1966–71 erhielt der Platz seine gegenwärtige Gestalt und ist heute ein Verkehrsknotenpunkt, mit dem Charme und dem Getriebe einer riesigen Stadt.

Während des Kommunismus lag der "Alex" im Ostteil Berlins, die Stadt war geteilt. Nur der Fernsehturm war weithin zu sehen...

Heute schreibt Daily Ivy über seinen Jetzt-Zustand:
Wie die auf Klopfzeichen hohl klingende Statue von Marx und Engels trotzig vor dem in Demontage befindlichen Skelett des Palastes der Republik ausharrt, so harrt am Berliner Alexanderplatz der Fernsehturm als vertikaler DDR-Achtzigerjahre-Erlebnispark aus. Das Ostalgie-Herz könnte frohlocken, fehlte hier nicht die zum nostalgischen Erlebnis dringend benötigte ironische Distanz.
http://ivy.antville.org/

aus meinem roman "arbeits/los", folge 2

aus arbeits/los, Roman von Anni Bürkl
alle Rechte bei Anni Bürkl

möchten Sie gleich alles lesen?
bestellen Sie doch das ganze buch!
1 euro von jedem verkauften exemplar geht an die frauenhäuser österreich!
http://www.lulu.com/content/590723

Mitternacht. Hungergefühle statt Schlaf. Susanne schleicht zu einem Würstelstand beim Praterstern. Der ist immer offen. Ein Buch mitnehmen. Man kann immer in einem Buch lesen, wenn man seine Ruhe haben will. Sie erwischt den „West-Östlichen Diwan“.

Keine Sterne am Himmel. Düstere Gestalten an allen Ecken. Die Hütte des Würstlstandls ist hell erleuchtet. Der Verkäufer wie ein göttlicher Abgesandter, Helfer in der Nacht.

Eine Bratwurst bitte!“

Dafür reicht Susannes Bargeld gerade. Sie knallt ihr Buch auf die von Salz und Semmelbröseln verunstaltete Budel. Der Würstlmann schaut neugierig auf das Buch und wendet sich dann den Würsten auf dem heißen Blech zu. Es duftet geradezu himmlisch. Verschiedene Sorten brutzeln vor sich hin. Mit einer Zange aus Holz packt er eine Bratwurst auf einen Pappteller.

Süßen oder Scharfen?“
Achso, Senf. „Scharf.“
Der Würstlmann drückt einen braunen Patzen aus einem Kübel, der das Format eines Abwaschkübels hat. Er legt eine Scheibe Schwarzbrot auf das Ganze.
"Drei Euro fünfzig.“

Er schiebt Susanne den Turm zu. Sie bringt ihr Buch in Sicherheit. Sie zählt das Geld ab, gibt es ihm, schiebt ihren Wurst-Turm um die Ecke. Sie zieht einen Handschuh an, mit der anderen Hand hält sie die warme Wurst und beißt mit Vorfreude hinein.

Na, auch nix zu essen daheim?“ grinst ein Mann mittleren Alters. Bierbauch, graue Locken, grauer Dreitagebart. Seine Augen glitzern. Eine Käsekrainer verschwindet in riesigen Bissen in seinem Mund. Seine Stimme kommt ihr bekannt vor – nur von wo?

Stimmt. Vorratshaltung schaff ich nicht.“

Er lacht. Ein rauhes Lachen.

Geht mir dauernd so. Dabei kann ich alles. Waschen und begeln und-“.

Er sagt begeln, statt bügeln. Wie diese Freundin von der Tante Marie.

- und kochen, nur Vorräte einkaufen schaff ich nie.“

Er schluckt, greift zu seiner Bierdose. Stiegl.

Ich nehme auch ein Bier, bitte“, sagt Susanne zu dem Würstlmann. Wie sagt man zu so jemand? Herr Wirt? Würstl-König, wie auf seinem Schild steht?

Ein Tribut an meine Frau“, der Käsekrainer-Esser steckt sich das letzte Zipfel Wurst in den Mund. „Sie war perfekt. Ist vor drei Monaten gestorben.“

Tut mir leid“, murmelt Susanne.

Er hebt seine Bierdose.

Prost!“

Susanne hat den Dosenverschluss abgerissen in der Hand, ohne dass die Dose offen wäre. Sie schaut zum Würstlmann, der gibt ihr kommentarlos eine neue Dose. Jetzt hat sie beim Aufmachen Bierschaum überall. Die Einsamkeit webt Fäden zwischen ihnen. Dass zwei Menschen sich näher kommen könnten.

Sie fragt: „Und was machen Sie sonst?“

Ich hab einen tollen Job gehabt.“

Er wischt sich die Hände an einer Serviette ab. Streckt Susanne seine Rechte hin.

Thomas Engel. Ehemals Manager in einem Internet-Swingerclub.“

Susanne. Oder Sue. Wie Sie wollen.“

Ich hab feudal gelebt“, sagt Thomas Engel. „Für ein paar Monate. Bis die Firma den Bach runtergegangen ist. Wissen’S eh.“

Ja.“

Also bin ich wieder Rausschmeißer in derselben Bar, wie vorher jahrelang. Jetzt hat mich mein Nachfolger gekündigt. Der Russe hat die Bar gekauft. Der will seine eigenen Leut als Türsteher.“

Der Mann schüttet sich aus vor Lachen. Es klingt verkrampft. Seine verrauchte Stimme schießt von Susannes Ohren direkt in den Rest ihres Körpers. Vibrationen verteilen sich prickelnd in ihrem Bauch, in ihrem Herz.

Sie trinken. Zwei Jugendliche kommen, verlangen jeder ein Red Bull. Sie rennen weg ohne zu bezahlen. Der Würstlmann schimpft, gibt aber die Verfolgung schnell auf.

Man müsste sich rächen.“ Thomas Engel zerknüllt die leere Bierdose in seiner Hand. Das Blech wird unter seiner Hand flach wie eine Münze.

Das wär ein Geschäft. Revenge Incorporated. Rache und Co. KG.“

Engel zieht eine Braue hoch. Das Glitzern seiner Augen wirkt wie eine belebende Droge.

Natürlich höchste Geheimhaltung.“

Natürlich.“

Sue, Agentin für hoffnungslose Fälle am Arbeitsplatz.“

Tom, auf geheimer Mission gegen die nervtötende Arbeitswelt.“

Thomas Engel verlangt Bier-Nachschub. „Ich darf Sie einladen?“

Susanne stellt sich etwas breitbeiniger hin. Sie prosten sich zu. Der Würstlmann rettet sich vor einen Mini-Fernseher.

Was arbeiten Sie?“

Gar nichts.“

Achso?“

Ja, ich war – auch in der Internetbranche.“

Vielleicht hör ich einmal was von einem Job für Sie!“

Wir sehen uns ja vielleicht wieder bei Hunger.“

Was kann der mir schon für einen Job verschaffen, denkt Susanne.

Also dann, schönen Abend noch.“ Der Käsekrainer-Bauch geht. Beim Gehen versucht er seinen Hosenbund höher zu ziehen.
Special Agent Sue. Worte wie Geheimdienstanschlag und unerkanntes Mordkomplott gehen Susanne am Heimweg durch den Kopf. Sie sieht sich unverwundbar im Kreis illustrer Verschwörer. Schwarze Gestalten, die im Dunkel der Nacht agieren. Ein Rächerspiel, in dem endlich die richtigen Figuren vom Brett fallen. Umsonst hat sie ihren Weg nicht angetreten. Der mit dem Fernsehauftritt begonnen hat.


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Freitag, 5. Jänner 2007

I. Bachmann-Preis: Einreichungen bis 16. Februar

Ab dem 27. Juni finden in Klagenfurt zum 31. Mal die Tage der deutschsprachigen Literatur in Klagenfurt statt.

Autorinnen und Autoren können ihre Texte bis zum 16. Februar bei der Jury einreichen.

Vergeben wird der diesmal mit 25.000 Euro dotierte Bachmann-Preis am 1. Juli. Die Bedingungen für eine Teilnahme sind gleich geblieben, Veränderungen gibt es dieses Jahr in der Jury.

Ausgeschrieben ist auch der Klagenfurter Literaturkurs.

Der Preis ist nach der österreichischen Autorin Ingeborg Bachmann (1926 - 1973) benannt.
Zu ihren bekanntesten Werken zählt der Roman "Malina" von 1971.

http://www.ingeborg-bachmann.at/

http://derstandard.at/
http://bachmannpreis.orf.at/